Abschlußbericht „Praktiken des onlinegestützten Netzwerkens“

Anfang dieser Woche bin ich endlich dazu gekommen, den Abschlußbericht zu meinem PostDoc-Projekt über die „Praktiken des onlinegestützten Netzwerkens“ fertig zu stellen und an die DFG zu schicken.

Vielleicht zunächst zwei Worte zu den Rahmenbedingungen des Projekts: Die Möglichkeit für PostDocs (promovierte, aber nicht habilitierte Personen), eigene Projekte und damit die eigene Stelle bei der DFG einzuwerben, besteht noch nicht sehr lange ((.. und ich sehe gerade, dass auch die „höchstens-6-Jahre-nach-Promotion“-Regel gefallen ist.)). Ich halte dieses Instrument für sehr gut geeignet, um den wissenschaftlichen Nachwuchs in Deutschland darin zu unterstützen, selbstständig arbeiten und die Forschungslandschaft voranbringen zu können. Für mich persönlich war es jedenfalls ein absoluter Glücksfall, weil ich dadurch nach meiner Promotion die Gelegenheit bekam, ein neues Forschungsfeld für die Kommunikationswissenschaft zu erschließen und dadurch meine akademische Karriere eigenverantwortlich und mit viel Gestaltungsspielraum voran zu bringen. Ich bin daher der Deutschen Forschungsgemeinschaft für die Förderung sehr dankbar.

Ich habe die Gelegenheit des Abschlußberichts genutzt und die zugehörige Seite in diesem Blog überarbeitet; als besonderer Service steht dort nun eine Liste mit allen Veröffentlichungen + Links zu Pre- oder Postprints zur Verfügung, die aus dem Projekt hervorgegangen sind. Aufmerksamen Lesern wird auffallen, dass sich die URLs der „FoNK-Forschungsberichte“ verändert haben: Die .pdfs sind nun auch über das „Social Science Open Access Repository“ ((Achtung – Derzeit noch eine beta-Version..)) abrufbar. Wegen der Aufsätze aus Journalen oder Aufsatzsammlungen warte ich zur Zeit noch auf Rückmeldungen der Verlage, ob bzw. welche Fassungen ich online stellen kann.

Teil des Abschlußberichts ist eine einseitige Zusammenfassung, die sich perfekt auch fürs Bloggen eignet.. ;-)

Das Projekt „Praktiken des onlinegestützten Netzwerkens“ widmete sich Nutzung und Konsequenzen des „Web 2.0″ – also den Bereichen des gegenwärtigen Internets, in denen Nutzer selbst eigene Inhalte bereit­stellen und soziale Beziehungen onlinevermittelt pflegen. Im Mittelpunkt des Vorhabens stand die Frage, welche kollektiv geteilten Nutzungsweisen von Weblogs und Kontaktplattformen sich im persönlichen und beruflichen Bereich herausbilden. Dazu wurden verschiedene Fallstudien zur deutschsprachigen Blogosphäre, zu unternehmensinternen Weblogs sowie zu studentischen und beruflichen Kontaktplattformen durchgeführt.

Gemeinsam ist den entstehenden Praktiken, dass sie das onlinebasierte Identitäts-, Beziehungs- und Informationsmanagement unterstützen: Nutzer können Aspekte ihrer Person wie z.B. Interessen, Kompetenzen oder Er­leb­nisse im Internet publizieren und darauf aufbauend soziale Beziehungen zu anderen Personen aufrechterhalten oder erweitern. Die so artikulierten und gepflegten sozialen Netzwerke stellen unterschiedliche Formen von So­zial­kapital zur Verfügung, das beispielsweise für berufliche Zwecke oder für sozioemotionale Unter­stützung mobilisiert werden kann. Zudem entstehen auf der Grundlage der Vielzahl individueller Hand­lungen (Teil-)Öffentlichkeiten, in denen Wissen vermittelt und Aufmerksamkeit kanalisiert wird. Cha­rak­teristisch sind hierbei die „persönlichen Öffentlichkeiten“, in denen Menschen Informationen von per­sön­licher Relevanz für einen zumeist überschaubares (und bekanntes) Publikum bereitstellen, aber nicht zwingend gesellschaftsweite Relevanz beanspruchen oder „Online-Exhibitionismus“ betreiben.

Unterschiede in den Praktiken des onlinegestützten Netzwerkens lassen sich auf verschiedene struk­turelle Aspekte der Praktiken zurückführen, die die Nutzung rahmen: Neben der unterschiedlich gestal­te­ten technischen Basis des Software-Codes sind insbesondere unterschiedliche Konventionen, Nor­men und Erwartungen zu nennen, die als Verwendungsregeln innerhalb bestimmter Gemeinschaften na­he­legen, welche Nutzung einer gegebenen Anwendung als geeignet und sozial akzeptiert erscheint, um erfolgreiches Identitäts-, Beziehungs- und Informationsmanagement zu leisten.

Das Projekt konnte kommunikationswissenschaftliche Grundlagen zu aktuellen Veränderungen in der onlinebasierten Kommunikation legen und so zu einem besseren Verständnis der gesellschaftlichen Konsequenzen einer hochdynamischen Entwicklung beitragen. Es erzielte über die akademische Community hinaus Wirkung, da Ergebnisse in Presse- (u.a. Brigitte, dpa, Focus, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Manager-Magazin, Profil, SZ Wissen, Tomorrow), Radio- (u.a. Bayerischer Rundfunk, Deutschlandradio, Radio Fritz) sowie Fernsehbeiträgen (3Sat „Kulturzeit“) aufgegriffen wurden. Publikationen und weitere Informationen sind unter http://www.schmidtmitdete.de/lebenslauf-aktivitaten-publikationen/postdoc-projekt dokumentiert.

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