„Datenbank Öffentlicher Sprecher“ (DBÖS) veröffentlicht

In diesen Tagen ist ein Projekt zum (vorläufigen) Abschluss gekommen, das vor fast 10 Jahren begonnen hat: Die „Datenbank Öffentlicher Sprecher“ (DBÖS) ist über github bzw. OSF frei zugänglich.

Schmidt, Jan-Hinrik/Merten, Lisa/Münch, Felix V. (2023): Die „Datenbank Öffentlicher Sprecher“ (DBÖS). Juni 2023. Online verfügbar: https://doi.org/10.17605/OSF.IO/SK6T5

Der nun veröffentlichte Datensatz enthält 7.169 Einträge aus drei Oberkategorien (Medienangebote; Organisationen; Personen), einschließlich Accounts auf Twitter, Facebook und Instagram, sofern vorhanden; näheres auch in diesem Thread auf Mastodon bzw. Twitter sowie in der Datendokumentation. Wir sind gespannt, auf welche Resonanz die DBÖS in der Community stößt – und arbeiten natürlich weiter an Aktualisierungen und zusätzlichen Typen, die wir erschließen wollen (u.a. wird es in der nächsten Fassung auch den Bereich „Bildung und Forschung“ mit ca. 1000 Hochschulen und Forschungseinrichtungen geben…). In diesem Blog-Eintrag will ich noch ein paar Bemerkungen zum Hintergrund dieses Langzeitvorhabens machen, auch um das für mich festzuhalten:

Ausgangspunkt war eine interne Arbeitsgruppe am Bredow-Institut, die sich im April 2014 zuerst als „AG Big Data“ bildete und dann rasch zu „AG Digitale Spuren“ umbenannte. Unser Austausch über Projektideen und Kooperationen rund um die Analyse digitaler Daten bildete die Keimzelle für eine Reihe von Aktivitäten der Folgejahre, darunter beispielsweise das Fellow-Kolleg „Algorithmed Public Spheres„, das Cornelius Puschmann von 2016 bis 2019 leitete, ehe es sein Nachfolger Gregor Wiedemann zusammen mit Sascha Hölig zum „Media Research Methods Lab“ erweiterte. Eine der ersten Ideen der AG war allerdings, ein Verzeichnis von „öffentlichen Sprechern“ und ihren Social-Media-Accounts zu erstellen. Wir hatten dabei zwei Ziele im Sinn: Zum einen wollten wir uns in die Lage versetzen, systematisch und umfassend die Kommunikation gesellschaftlich relevanter Akteure in den sozialen Medien zu erfassen. Zum anderen ging es uns aber auch darum, für unterschiedliche gesellschaftliche Domänen jeweils klar definierte und abgrenzbare Grundgesamtheiten zu bestimmen, die auch für andere Analysen (z.B. die Nennung dieser Akteure in Mediendiskursen) einsetzbar sein sollte, also über soziale Medien hinausreichen könnte.

Was hier so einfach klingt, erwies sich rasch als sehr anspruchsvoll: Welche Typen öffentlicher Sprecher wollen wir wie voneinander abgrenzen und in sich definitorisch eingrenzen? Wo finden wir verlässliche und im Idealfall auch regelmäßig aktualisierte Informationen über diese Akteure (z.B. von Bildungs- und Forschungseinrichtungen oder von Nachrichtenredaktionen)? Für welche Social-Media-Plattformen wollen wir die Accounts in der Datenbank verzeichnen, und wer recherchiert die alle? Last but not least: Wie ist die Datenbank selbst modelliert (also welche Typen & Attribute enthält sie?), und wie setzen wir die Dateneingabe, -prüfung, -aktualisierung und -speicherung technisch um?

Das Vorhaben begann als „Nebenbei-Projekt“ und blieb auch einige Jahre lang ohne klar zugeordnete Projektförderung, sieht man von einer kleineren „Seed Money“-Spritze ab, wie die interne „Anschubförderung“ für innovative Vorhaben bei uns am Bredow-Institut heißt. Erst ab 2019, als wir unsere Aktivitäten für das Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt konzipierten und in diesem Zuge auch einen Plan für den Aufbau des (Social) Media Observatory entwarfen, bot sich die Gelegenheit, die Arbeiten an der DBÖS auf solidere Füße zu stellen – und nicht nur die jetzt vorliegende Veröffentlichung des Datensatzes zu realisieren, sondern mit den gesammelten Daten auch schon eine Reihe von anderen Projekten und Vorhaben zu unterstützen.

Es versteht sich von selbst, dass all dies nur klappt, wenn viele Menschen mithelfen. Beim Datensatz sind Lisa Merten (die vor allem zwischen 2015 und 2019 viel Arbeit in die DBÖS gesteckt hat) und Felix Victor Münch (der das SMO maßgeblich betreut) mit mir als Autor/in genannt, aber über die Jahre haben noch zahlreiche andere Kolleg/innen mitgeholfen, Listen von verschiedenen Typen öffentlicher Sprecher + ihrer Social-Media-Accounts zu erstellen, zu aktualisieren, und sich Gedanken über die zugrundeliegende Systematik genauso wie über effiziente Verfahren zur regelmäßigen Aktualisierung zu machen. Die Danksagung in der Datensatz-Dokumentation ist deswegen fast so lang wie bei Veröffentlichungen in der Astrophysik:

Christoph Beyer, Beate Conrad, Stella Mickeler Garcia, Hannah Immler, Katharina Johnsen, Leonard Just, Philipp Kessling, Karl Kriemann, Leonie Krug, Clara Linnekugel, Wiebke Loosen, Jasmina Moradi, Isabelle Petrich, Louisa Pröschel, Jan Philipp Rau, Amelie Rolfs, Hermann-Dieter Schröder, Clara Schultz, Torben Steenbuck, Gregor Wiedemann, Rahel Winter

Viele der oben genannten Personen haben als studentische Mitarbeiter/innen an der DBÖS gewerkelt – was dazu führte, dass wir eine Zeitlang beim Ausscheiden aus dem Institut Tassen mit DBÖS-Motiv als Abschiedsgeschenk überreicht haben:

DBOES-Tasse

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